Suomi

   Als in Finnland die erste wirklich schöne Frühlingswoche anbrach... Da kamen wir.

    Wir, das ist mein Chor, und ich glaube, dass Wenige mit einer so schönen Reise gerechnet haben.

Von Helsinki will ich nicht viel erzählen; es war nett, die Kugel Eis kostete drei Euro und nach zwei Tagen waren wir wieder weg, auf dem Weg nach Salo. Salo! Das war ein Stückchen Himmel, welches zu uns hinunter getropft ist! Nachdem wir zu zehnt in einem Hostel-Zimmer (für neun) gewohnt hatten, war das Viererzimmer (in welches wir uns zu fünft quetschten) Luxus. Und erst die Umgebung! Wie eine riesige Lichtung eines frischen Waldes, mit grünen Wiesen und einem See, der nur wenige Meter von der Sauna entfernt war – ist es nicht ein Traum? (Falls ihr euch jetzt eine gewisse Frage stellt: natürlich waren zwei Jungs nackt baden und natürlich hat jemand ihre Handtücher versteckt. Wir sind ein gemischter Jugendchor, kein Symbol der Sittsamkeit!) Fast genauso beeindruckend war die Hightech-Schule, die tatsächlich ordentliches Schulessen zustande brachte, zu meiner Freude sogar mit vegetarischer Ecke. Auch wenn die Schüler bei unserem ersten Konzert geschlafen haben, das zweite mit dem Kabinettiorkesteri war toll – uns hat es der Sohn des Dirigenten angetan, er hatte so niedliche Zuckungen. Ich habe ihn Söhnchen getauft, seinen wahren Namen lassen wir mal beiseite.           

    Ihr könnt euch vorstellen, wie traurig wir bei der Abreise waren, auch wenn Turku ebenfalls sehr schön war. Meine Gastfamilie und ihre drei hyperaktiven Pudel waren allerliebst und wir hatten viel Spaß beim Versuch, »Nusseiswaffel« zu sagen. (pähkinä-jäätelö-tötterön = parrrkina joöätelöä töttère. Oder so in der Art.)

    Der Rückflug hat mich wirklich traurig gemacht, aber die Melancholie schlich einen halben Monat später in meine Gedanken… Als das Kabinettiorkesteri zu uns kam.

    Wir hörten uns am Sonntag ihr erstes Konzert an (Von »Eye of the Tiger« über »Guantanamera« zu wunderschönen finnischen Soundtracks oder Titanic – UND Angry Birds, das ist finnisch; wusstet ihr das?), am Montag das zweite in unserer Schule. Nachmittags sind drei meiner Freundinnen und ich mit ihnen durch die Stadt gezogen und haben die Führung ins Englische übersetzt – im Nachhinein weiß ich, dass ich »Klassizismus« hätte nachschlagen sollen – und danach sind wir mit Drachenbooten über den See gepaddelt und haben uns unsere Nationalhymnen vorgesungen, extrem romantisch. Ich muss dazu sagen, dass wir das einzige ordentlich gemischte Boot waren… Und wir hatten die Dirigenten, also: Wer sind die Coolsten? Wir sind die Coolsten!

    Spät am Abend haben wir zusammen gegrillt, wie damals in Finnland nach unserem gemeinsamen Konzert, und lauschten der kleinen Jam Session unserer Gäste, ehe die Zeit ihre Finger nach uns ausstreckte. Und als ich im Auto saß und den Sonnenuntergang über den Feldern beobachtete, erfüllte es mich mit ehrlicher Trauer, dass diese Zeit vorbei gegangen ist.

    Liebe Finnen: Es war traumhaft schön!

    PS: Hier findet ihr eine zweite Kostprobe vom Kabinettiorkesteri, das nebenbei bemerkt ursprünglich ein Familienorchester war. Der blonde Junge mit dem Cello, der am Anfang das Mädchen antippt ist übrigens ein etwas jüngeres Söhnchen – niedlich, oder? Und seltsamerweise ist er live mit 15 (oder was weiß ich) noch niedlicher. Zum durch die Haare wuscheln!

    PPS: Nächste Woche werden wir glücklicherweise auch schon wieder abgelenkt; von unseren italienischen Gastbrüdern, die wir Oktober 2012 besucht haben. Ich sollte mich mental schon auf Vegetarierwitzchen vorbereiten.