Es ist SEEED's Haus!

It's a wonderful, wonderful life!

 

Freitag, nach der achten Stunde: Hochstimmung. Und eine Stunde später sitzen wir im Zug und schlängeln uns eine ganze Weile durch die S-Bahnen Berlins. Die letzte ist extrem überfüllt – wen wundert's? Es geht zur Wuhlheide, Seeed-Konzert ist angesagt!

 

Ich war anfangs ziemlich nervös. Meine Freunde sind alle schon sechzehn, aber ich brauchte eine Begleitperson und eine Menge Papierzeugs. Ich hatte auch alles hübsch vorbereitet, und dann, kurz davor; scheiiiiiiiße, ich hab keinen Stift! Ich hätte beinahe einen aus dem Backladen ›mitgenommen‹, aber stehlen, und wenn es nur um einen Kugelschreiber geht, ist auch nicht die Lösung.

Also auf gut Glück von den Massen mitgezogen werden. Bei Kartenkontrolle sind wir schnell durch, dann kommt Durchsuchen der Taschen und Abtasten.

Ich bin rumgehüpft vor Freude. Nur kurz kontrolliert, ob ich keine Bombe unterm T-Shirt habe, nicht mal einen Blick in meine Tasche haben sie geworfen. Im Gegensatz zu meiner Freundin. Als sie sie nach ihrem Alter gefragt haben kam etwas verzögert »Ähm... 16«, das schien wohl ein bisschen verdächtig.

 

Wir hätten uns am liebsten gleich zwischen die Menge an der Bühne gequetscht, aber natürlich muss immer jemand zur Toilette rennen. Schon wieder waren alle schrecklich hibbelig, es wurde so voll da unten!

Irgendwann waren wir dann komplett und haben uns zwischen den Menschen durchgeschlängelt. Märchen-Taktik: Einfach mit hoch erhobenem Kopf gerade aus stolzieren und so tun, als läge es nicht im Bereich des Möglichen, auszuweichen. Klappt irgendwie fast immer.

Am Ende waren wir so zehn Meter entfernt von der Bühne. Ich glaube, wir haben sechs Stunden am Stück nicht gesessen, nur stehen, hüpfen, tanzen, rennen.

 

Um Acht sollte es anfangen – leider erst mit der Vorband. Ich fand die Musik an sich langweilig, aber der Drummer... Kaum saß er am Schlagzeug musste er sein T-Shirt loswerden, aber hey, sah gut aus! Und der hat sein Instrument dermaßen malträtiert, könnte genau so gut von Seeed sein. Hübscher Schwarzer mit Rastalocken... Passt! (Ich hoffe, niemand kriegt jetzt einen Anfall wegen Schwarzer. Der war geil! Besser als die Weißen, wenn man so will, und ich hätte Halloween wohl kaum bei den Antifas gefeiert wenn ich solche kranken Ansichten hätte. Gute Güte, nein!)

 

Als die Vorband dann weg war sank die Stimmung ziemlich kontinuierlich. Es wurde noch ein bisschen mit dem Bällchen gespielt (kennt ihr doch, der Wasserball, der durch die ganze Menge trudelt. Ich hab ihn natürlich einmal ins Gesicht bekommen. Sowas passiert mir halt immer) und Laola-Welle war auch zu bewundern aber irgendwie... Langweilig, Füße tun weh. Die Knutschkugeln vor uns nerven mit ihrem Geschlabber. Und was ist hinter dem schwarzen Vorhang, verdammt noch mal? Macht auf!

 

Viertel nach neun. Die Musik wurde leise, und der Applaus umso lauter. Alles brüllte und pfiff.

Der Vorhang ging zur Seite. Und da war Seeed.

Zuerst erblickte man da nur die Instrumentalisten, aber noch ehe er wirklich auf die Bühne kam fiel mein Blick auf eine uns sicher allen wohlbekannte Person: Peter Fox. Und Märchen kreischt mit.

 

Das Konzert war absolut geil. Mein Handy lag zwischenzeitlich auf dem Boden, mein Spiegel ist kaputt und meine Tasche hat irgendwie auch nicht mehr so wirklich einen Träger, aber wir hatten so viel Spaß! Das Tolle an Seeed ist, dass sie nicht auf Gangster oder Hipster machen müssen, dass sie in ihren Anzügen genialer aussehen als die ganzen Rapperlein es je könnten und extrem cool tanzen. Dass sie Stil haben. Man glaubt es nicht, aber neben »Diese Braut, dieser Arsch, dieser Tag, dieses Leben!« gibt es echt schöne Liebeslieder. Lovelee, Beautiful... Die Texte sind einfach wundervoll.

Und ich muss sagen, ich fand Harlem Shake nie besonders toll, aber bei Seeed... Und plötzlich waren die Jungs vor mir halb nackt, aber so nett wie der Drummer sahen sie leider nicht aus. Ich war ganz froh, als sie sich wieder angezogen haben.

 

Und nach zwei Zugaben war es um elf zu Ende. »Sonst kommt die Polizei«, meinte Peter und alles Gejohle hat nichts gebracht.

Wir hatten am Ende noch ein ziemliches Desaster, weil wir meine Mutter nicht gefunden haben. Da freut man sich, dass sie zufällig auch in Berlin ist und uns mitnehmen kann, sodass wir uns nicht in die Bahn quetschen müssen, und wir rennen beinahe um die ganze Arena, mitten durch den Wald... »Was würdet ihr machen, wenn da jetzt auf einmal ein Vergewaltiger wäre?« – »Oh mein Gott! Da... Oh. War nur eine Statue.«

Am Ende habe ich meiner Mutter dann mitten auf der Straße zu Geburtstag gratuliert, und hab's zu Hause gerade noch unter die Dusche geschafft, bis ich seelig eingeschlummert bin. Mit gaaanz vielen Ohrwürmern.

3€ für die Cola, 2€ für den Becher.
3€ für die Cola, 2€ für den Becher.

Wir stehen irgendwie alle auf Dellé... Könnte unser Vater sein, wie eine meiner Freundinnen treffend bemerkte, aber anscheinend beschränkt sich unser Zielgruppe (nettes Wort für Beuteschema) gerade auf Schwarze mit Rastalocken. Man sieht ihn da ganz gut in der Mitte. Und er ist tatsächlich aus Ghana, wenn das mal nicht Orginal-Stil hat?

 

Übrigens: Eins meiner eher unbekannten Lieblingslieder ist Elephants. Ge-ni-al!

 

War jemand von euch schon mal da oder würde es gern? Ich empfehle es wärmstens!

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Kommentare: 7
  • #1

    Sarah KreativeFeder (Sonntag, 25 August 2013 17:07)

    What a great text!
    Ich habe mich richtig in das Konzert hinversetzt gefühlt. Du kannst echt gut Reportagen schreiben ♥
    Nun zum Thema: Ich mag Seed sehr. "Deine Augen machen bling bling und alles ist vergessen" Ist doch von den oder? :s ^^ Jedenfalls bin ich voll neidisch nicht da gewesen zu sein..schnief
    aber dank dir hatte ich das Gefühl die Gruppe, die nicht auf Gangster machen muss ^^, live gesehen und gehört zu haben.
    Und Leute zu verlieren kenn ich ..einmal umgedreht und schwupps sind sie weg :DD

  • #2

    Märchenkind (Sonntag, 25 August 2013 17:18)

    Daaanke für den Kommentar, mein winziges Blögchen lebt und atmet. ;D

    Reportage, das klingt ja sogar richtig gut...^^ Ich hätte es eher als »Euphorisches Erzählen vom mit Glückshormonen durchströmten Märchen ohne Beachtung von unserem sehr verehrten Hochdeutsch und allen möglichen Schreibregeln« eingeschätzt.

    Klärchen ist Augenbling von denen! :D Ich hab sogar aus dem Lied zitiert; »Diese Braut, dieser Arsch, dieser Tag, dieses Leben! Deine Augen machen bling-bling und alles ist vergessen« – repeat seven times.^^ Das ist eins von den schnelleren, besser zum Tanzen geeignet.

  • #3

    Fantasygiiirl (Montag, 26 August 2013 13:35)

    Wow, hast du echt gut geschrieben, hab mich auch total hinversetzt gefühlt... ;) haha, ja das Lied kenne ich auch, und ich finde es auch relativ toll...^^ Ich mag deinen Blog generell echt gern, weil du schreibst echt gute Stories... ;) Sie sind echt suuper! *-*

  • #4

    lucy (Mittwoch, 28 August 2013 16:43)

    wow, sooooo gut geschrieben

  • #5

    Lynn (Donnerstag, 29 August 2013 20:55)

    Ich will auch!
    Warum musst du eigentlich in der Nähe von Berlin leben und ich friste mein trostloses Dasein im größten Kaff, dass es nur gibt? Bei mir in der Nähe gibt es keine wirklichen Konzerte (in Salzburg sind sie leider immer schon ausverkauft, wenn ich drauf aufmerksam werde) und immer 2-3 Stunden nach München fahren wäre nun wirklich übertrieben...
    Aber gut, ich will ja mal nicht so sein und sage dir, dass ich mich wirklich für dich freue, dass du Seeed live sehen konntest (dass ich ein wenig neidisch auf dich bin, hast du ja mittlerweile gemerkt, oder?)

    . xo xo (oder besser: strahlende Grüße) Lynn

  • #6

    Märchenkind (Donnerstag, 29 August 2013 21:00)

    Naja, die Berlin-Nähe und die Natur ist auch das einzig Nette an Brandenburg... Ich verspüre das Bedürfnis, die Bildungspolitiker zusammenzuschlagen und ihr Gehalt in meine Schule zu finanzieren. Ich wette, bei der Schulvisitation kriegen wir eine 3, wenn's Noten gibt.

    Aber ich bin sehr froh, dass ich Freunde habe, die nachsehen, was es für Konzerte gibt. Ich komme auch nie auf die Idee, mal früher zu schauen...

    Unkreative Grüße,
    Märchen

  • #7

    Lynn (Donnerstag, 29 August 2013 21:16)

    So toll sind die Schulen in Bayern jetzt auch wieder nicht. Bei uns streichen sie gerade so einiges und so viele Fahrten wie früher machen wir auch nicht mehr (die erlauben nicht mal unserem Englischkurs übers Wochenende nach London zu fliegen).

    Meine sind da leider noch schlimmer als ich, die wissen nur, wann Chimsee Reggea Summer ist und da konnte ich dieses Jahr leider nicht mit. Bei allem anderen kann man sie eher vergessen (außer, es sind noch andere Festivals^^)