Ich bin kein Freund von irgendwelchen Horrorfilmen oder -büchern, um genau zu sein habe ich sogar panische Angst davor, aber das hier ist nicht in dem Sinne geschrieben. Ich wollte nicht von den schrecklichen Dingen erzählen, die die Menschen sich ausdenken, um zu "unterhalten". Dies sind die schrecklichen Dinge, die real sind. Und wenn ihr gerade guter Laune seid: es zieht euch vielleicht runter, wenn ihr es ernst nehmt.

In viele Ländern gibt es im ländlichen Bereich immer noch viele Zwangsehen, bei denen schon neunjährige Kinder (vor allem natürlich Mädchen) verheiratet werden, so wie Mohammed und die kleine Aisha. Ich würde nicht darüber richten wollen, ehe ich beide Seiten näher betrachtet habe, aber in unserer europäischen Sichtweise erscheint es mir auf den den ersten Blick viel eher grausam als normal.

 

Inspiriert von einem gruseligem, aber dennoch schönem Schlaflied von GOTHGAM08.

Komm, kleines Kind, ich bringe dich fort, fort in ein Land des Entzückens.

Komm, kleines Kind, die Zeit zum Spielen ist gekommen, hier, in meinem Garten der Schatten.

Folge, süßes Kind, ich zeige dir den Weg durch all den Schmerz und die Sorgen.

Weine nicht, armes Kind, weil das Leben so ist; voll mörderischer Schönheit und Leidenschaft.

Verstumme nun, liebes Kind, es muss so sein, zu ermüdet von Leben und Betrug.

Bleibe nun, mein Kind, denn bald werden wir fort sein, versunken in Ruhe und Stille.

Komm, kleines Kind, ich bringe dich fort, fort in ein Land des Entzückens.

Komm, kleines Kind, die Zeit zum Spielen ist gekommen, hier, in meinem Garten der Schatten.

 

 

Schon von Weitem sah ich, wie er sich näherte. Es war bereits dunkel geworden, und die Fackel, die er in der Hand hielt, flackerte hell und klar und ließ mich seine rauen Gesichtszüge erkennen. Die wilden Augenbrauen, die sich so oft voller Ärger zusammen zogen, die grimmigen dunklen Augen, der ungepflegte Bart, den er sich nur manchmal mit dem kleinen Dolch stutzte. Derselbe Dolch, mit dem er mir immer drohte. Jetzt hing er an seinem Gürtel und funkelte im Schein des Feuers.

Wieso war ich nur hier? Ich hatte von Mädchen in meinem Alter gehört, die zur Schule gingen und dort lernen durften. Sie konnten am Nachmittag spielen, und sie konnten sich einen Partner aussuchen, in ihrem Alter, und sich sogar von ihm trennen, wenn sie es wollten! Sie trugen Kleidung, die ihnen gefiel, mit ihrem eigenen Geld gekauft, und sie malten ihre schönen, unbeschmutzen Gesichter an. Sie waren frei...

Das Licht der Fackel kam immer näher. Ich fühlte die Angst in meinem kleinen Körper aufsteigen. Zehn Jahre hatte er Zeit gehabt zum Wachsen, um dann von ihm geschunden zu werden. Ich sah sein Gesicht vor mir, diese entstellte Grimasse, wenn er es tat. Die Zufriedenheit, wenn er mich schlug, weil ich schrie.

Wo war meine Mutter? Wo war sie, die immer nach wilden Kräutern und Zuhause gerochen hatte, die mich in ihre dünnen Arme geschlossen und beschützt hatte? Wieso hatte sie den Mann, der sich mein Vater nannte, nicht abhalten können? Ich hörte ihre sanfte Stimme im Kopf, die ein leises Lied sang, die Hand auf meiner Stirn ruhend. Noch bis hier her hörte ich sie. »Komm, kleines Kind, ich nehme dich mit fort, fort in ein Land des Entzückens. Komm, kleines Kind, die Zeit zum Spielen ist gekommen, hier, in meinem Garten der Magie.«

Hier war der Garten der Schatten. Sie tanzten an den Wänden entlang, nur schwach, denn die Kerze war schon beinahe herunter gebrannt.

Der Schatten einer mageren Gestalt, die vor und zurück schwankte und nach einem Gegenstand an der Wand griff.

Im Spiegel sah man den Dolch.

Er blitzte auf, als der Schlüssel sich im Schloss umdrehte.

 

Als er die Tür öffnete, lag ihr schwacher Körper noch am Boden, blutüberströmt; aber ihr Geist floh in die Freiheit der Nacht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 6
  • #1

    Lilly (Mittwoch, 10 April 2013 20:43)

    Ich musste fast heulen als ich das gelesen hab. Es ist einfach zu traurig das das immernoch passiert:(

  • #2

    Märchenkind (Donnerstag, 11 April 2013 19:22)

    Ja, das finde ich auch. Man liest täglich in der Zeitung, dass Erwachsene ihrer Familie und sich selbst das Leben nehmen, aber das hier geschieht als Normalität... Von der Religion und den Gläubigen akzeptiert, nichts Schlimmes.
    Aber in gewisser Weise danke, es ehrt mich irgendwie, dass es dich so getroffen hat... Auch wenn es vielleicht seltsam klingt.

  • #3

    Tenna (Dienstag, 30 April 2013 16:25)

    Wie traurig!!

  • #4

    traum-tueren (Dienstag, 17 September 2013 16:18)

    *schnüff* Du kannst gut erzählen.

  • #5

    Unwritten (Montag, 03 Februar 2014 11:54)

    Mir fällt gerade auf, dass ich die Geschichte hier noch gar nicht kommentiert habe... Und da ich gerade in einem kommentier Rausch bin... ;D
    Wenn man das Lied abspielt und dabei liest ist wirklich gruselig. Die Töne und dann die Worte dazu... *schauder*

  • #6

    hellokittys (Freitag, 25 April 2014 17:15)

    das schlaflied hat voll was :o hör ich mir echt gerne an :)

    die geschichte ist traurig,aber du hast dich richtig toll ausgedrückt !